Jurassic WS 1998/99

DIE MEINUNGEN DER FRISCHLINGE


Mit dem ersten Semester an der Uni fängt für die meisten Studenten nicht nur die selbständige Organisation des Studiums, sondern auch des Alltags an sich an. Plötzlich taucht Wäsche nicht mehr überraschend sauber im Schrank auf, so daß unangenehmerweise der Griff nach Unterwäsche eines Morgens ins Leere geht. Mit der Zeit erkennt man Knitterfalten dann als unveränderlichen Bestand-teil des Lebens an, gewöhnt sich an den Verzehr eher unorthodoxer Speisen und an das finanzielle Minus am Ende des Monats, das das Plus zum Ersten bei weitem übersteigt. Da wir mit diesen Problemen relativ vertraut sind, wollten wir in einer Umfrage unter den Erstsemestern erfahren, wie die ersten Tage auf dem Uni-Neuland waren. Außerdem wollten wir erfahren, wie die Lage jetzt, nach immerhin beinahe einem Semester, ist. Die folgenden Aussagen fassen ungefähr die Antworten der Befragten zusammen und werden vielleicht auch älteren Studenten noch ein nostalgisches Lächeln abringen können. Unsere erste Frage bezog sich auf das „Warum in Regensburg", die Antworten können vielleicht auch eventuell Frustrierten helfen, ihre Uni wieder schätzen zu lernen. Bei den meisten war Regensburg erster Studienortwunsch (verständ-licherweise...), trotz des Uni-Gebäudes. Am treffendsten erschienen uns die Prädikate „optische Zumutung" und „zweit-klassige U-Bahnstation". Davon wurde die Parkgarage ausdrücklich ausgenommen! Trotzdem wurde die sympathische Größe der Uni, ihre hervorragende Lage (in Bayern!) und ihre Eigenschaft als Campus-Uni gelobt. Immerhin! Außerdem zogen die angebotenen Begleitstudiengänge und die SFA (inzwischen wissen auch alle, daß das Studienbegleitende Fremdsprachenausbildung heißt, oder?). Auch die Stadt, besonders die Altstadt, begeisterte. Zu diesem Punkt kamen überhaupt die euphorischsten Antworten, besonders nach Prof H.-J. Beckers Bemühungen, uns die Geschichte Regensburgs u.a. mit Hilfe von vielen übersichtlichen und sehr originellen Skizzen näherzubringen. Natürlich interessiert auch die zwischenmenschliche Dimension, wir wollten wissen, wie einfach/ schwer es war, Anschluß zu finden. Dabei trat uns eine sehr kontaktstarke Front entgegen, die nach eigenen Angaben schnell Kontakte hatte und als beeindruckendste Leistung innerhalb von drei Tagen eine ausgefeilte Sitzordnung entwickelt hatte, die nur in extremen Ausnahmefällen gebrochen wurde. Dieser Hang zu eigenwilligen Strukturen könnte natürlich auch mit dem Studienwunsch zusammenhängen - muß aber nicht sein. Beim von der Fachschaft angebotenen Erstsemestertag (kurz: ESI-Tag, siehe Bericht in diesem Heft) waren leider nicht alle Befragten, teils wegen begrenzter Teilnehmerzahl, teils wegen Unwissens (naja, es war eh kein Platz mehr ). Je mehr nette Kontakte man in der neuen Umgebung hat, desto leichter ist es auch, sich wohlzufühlen. Das macht natürlich einmal das gesamte Studium interessanter und zweitens macht es das „Allein-Leben" leichter. Trotzdem gab es eine ganze Palette von Antworten, von den ganz selbständigen bis zu den eher anhänglichen. Dabei überwog aber doch bei den meisten der Genuß der neuen Freiräume. An genereller Kritik wurden noch folgende Punkte gebracht:

Die Hörsäle sollten bitte wenn möglich einmal einheitlich beheizt werden, damit man sich darauf vorbereiten kann. Das ständige An- und Ausziehen diverser Kleidungsstücke erschwert das Mitschreiben!

Wir interessierten uns außerdem dafür, wie ihr die ersten drei Tage des ersten Semesters an der Universität empfunden habt. Einige Erstsemester haben sich dazu geäußert:

Johanna, 21 Jahre
Der erste Tag war super, weil ich völlig mit dem Erstsemester-Tag beschäftigt war. Alles war neu und interessant, die Leute (nette und weniger nette), die Einführungsveranstaltungen der Professoren und ich bekam einen schönen Einblick ins Studenten-leben.

Antje,21 Jahre
Ich kam mir sehr verloren vor, war aber auch neugierig auf das, was mich erwarten würde. Alles war fremd, da ich noch niemanden kannte und nach drei Tagen war ich froh, daß ich den Weg zum Hörsaal schon alleine finden konnte.

Johannes, 21 Jahre
Für mich war alles interessant, denn ich befand mich in einer völlig neuen Situation. Ich war neugierig auf die Kommilitonen, Ablauf der Vorlesungen und die Profs. Trotzdem fühlte ich mich verloren, weil mir die Uni und ihr Betrieb noch fremd war.

Elena, 22 Jahre
Die ersten Tage waren ziemlich chaotisch. Es lag vielleicht daran, daß ich zum ersten Mal an einer deutschen Uni war. Für mich als Ausländerin, war es besonders schwer: Ich kannte niemanden und das hat mich sehr belastet, außerdem konnte ich die Räume nur schwer finden. Als sehr hilfreich erwies sich das Vorlesungsverzeichnis. So bekam ich schon eine erste Vorstellung davon, was mich in den nächsten Monaten erwarten würde und konnte mich innerlich darauf einstellen.

Robert, 21 Jahre
In der ersten Woche war ich zwei mal auf Parties, hab mir die Stadt angeschaut und war beim Erstsemesterabend im Kneitinger. Die Größe der Uni hat mir sehr gefallen, sie ist kompakt, wie eine eigenständige kleine Stadt. Ich hab ein paar Leute kennengelernt und ich finde, daß alle Profs „schwer in Ordnung" sind (hätte nie gedacht, daß Ju-risten so viel Humor haben könnten...). Hier in Regensburg hat mir alles sehr gut gefallen, so daß ich nicht mehr daran denke, die Uni zu wechseln.

Susanne, 20 Jahre
Ich fühlte mich wie ‘ins kalte Wasser geworfen’. Keiner hat einem so richtig gesagt, wo es langgeht, aber die Professoren haben sich bemüht.

Simone, 19 Jahre
Es war leicht verwirrend. Angesichts der Größe der Universität war ich etwas orientierungslos. Insgesamt war ich etwas unglücklich aufgrund der Kombination der neuen Arbeits- und Lebenssituation allgemein.

Dörthe, 19 Jahre
Am ersten Tag war ich natürlich ziemlich hilf- und orientierungslos, da ich mich nicht in der Uni zurechtfand und niemanden kannte. Ich versuchte erstmal herauszufinden, was es mit den Ergänzungs-vorlesungen auf sich hatte. Die nette Dame im Vor-zimmer des Dekans erklärte mir, daß ich mich dafür in die Listen eintragen müsse und führte mich, da mir ihre Wegbeschreibungen nichts sagten (‘Einfach die Treppe runter’ - ‘Welche Treppe?’), auch noch eigens bis fast vor das schwarze Brett. Am zweiten Tag klappte es dann schon etwas besser mit dem Zurechtfinden (dank der Uni-Führung der Fachschaft) und ich lernte noch mehr Leute kennen.

Anja, 19 Jahre
Ich fand es spannend wegen der neuen Situation, aber ich glaubte, ich würde mich hier nie zurechtfinden. Ich fühlte mich aber auch allein, weil ich noch nie von zu Hause weg war und ich war unsicher, da ich noch niemanden kannte.

Toni, 20 Jahre
Als ich hierher kam, breitete sich geistige Heimatlosigkeit in mir aus. Ich war verloren in einem Meer von Eindrücken und inspiriert von den Reizen der Jurisprudenz. Ich spürte einen unstillbaren Wissensdurst trotz atemloser Bemühung um Erkenntnis.

Julia, 23 Jahre
Ich mußte lange nach den Räumen suchen, aber zum Glück war jeder bereit zu helfen. Ich machte gute Bekanntschaften, nur manche Professoren kamen mir komisch vor. Grundsätzlich war jeder bereit, mir etwas zu erklären oder zu helfen. Es gab auffallend viele Veranstaltungen von der Fachschaft und Begrüßungsparties, die ich leider nicht persönlich erlebt habe. Den Erstsemestertag fand ich total super und sehr nützlich! Es ist eine nette Atmosphäre an der Universität.

kh


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letzte Aktualisierung: 23. April 1999