Jurassic SS 1999

REZENSSIONEN


Hans Brox: Allgemeiner Teil des BGB, 22., neubearbeitete Auflage, Carl Heymanns Verlag, Köln u.a.: 1998; 388 Seiten, 29,80 DM

Der AT von Brox ist schon ein Klassiker der Erstsemesterliteratur, mit dessen Hilfe auch der Rezensent schon seinen kleinen Schein bestritten hat.

Auf eine gut 50 Seiten starke Einführung in das Recht allgemein und das BGB im Besonderen folgt eine systematische Darstellung des Allgemeinen Teils des BGB. Zunächst werden unter dem Oberbegriff des Rechtsgeschäfts Vertragsschluß, Willensmängel, Bedingungen und Befristungen sowie die Stellvertretung erläutert; sodann erfährt der Leser auf den letzten 100 Seiten das Nötige über das subjektive Recht sowie die Rechtssubjekte und Rechtsobjekte. Ein Anhang beschäftigt sich noch mit der Methode der Fallbearbeitung.

Die einzelnen Kapitel werden durch kleine Beispielsfälle eingeleitet, die im Laufe des Textes kurz gelöst werden; dadurch wird der Text nicht zu abgehoben und abstrakt.

Das Buch bietet einen guten Überblick über die komplizierte Systematik des BGB-AT; dabei besticht Brox durch eine klare, unkomplizierte Sprache. Es gelingt dem Autor, auch komplizierte Rechtsfragen durch einfache Erklärungen und geschickt gewählte Beispiele verständlich darzustellen und in den systematischen Zusammenhang zu bringen. Der Einführungsteil zu Beginn ist absolut lesenswert und eignet sich auch bestens als knappe Wiederholung fürs Mündliche.

In der starken Betonung der Systematik liegt aber auch ein Problem des Werkes, das es mit vielen anderen Lehrbüchern teilt: Was hinter dem System des AT steckt, begreift man erst, wenn man auch den Rest des BGB kennt; und auch beispielsweise die Frage, was das mit den Elementen der Willenserklärung (Handlungs- Erklärungs- und Geschäftsbewußtsein) soll, beantwortet sich erst, wenn man einmal etwas von Auslegung und Anfechtung gehört hat. Dadurch, daß das Buch „klassisch" systematisch vorgeht und sich nicht am Anspruchsaufbau orientiert, muß es für den Anfänger beim ersten Lesen teilweise unklar und abstrakt erscheinen. Hier wären öfter Hinweise auf den Fallaufbau im Gutachten hilfreich, denn vom Leser werden in der Klausur oder Hausarbeit eben keine abstrakten Erörterungen über z.B. den Anfechtungsgrund des Erklärungsirrtums verlangt, sondern eine Anfechtungsprüfung, die mit § 142 BGB beginnt; dies kann man dem Buch aber erst im Anhang entnehmen (Insofern bietet es sich vielleicht an, als erstes das Kapitel über die Methode der Fallbearbeitung zu lesen.)

Inhaltlich könnte Brox an manchen Stellen ruhig ein wenig tiefer gehen. So finden sich bei strittigen Punkten kaum Hinweise auf andere Meinungen oder darauf, daß überhaupt ein Problem besteht. So wird beispielsweise die oben erwähnte Frage des fehlenden Erklärungsbewußtseins in Rn. 135 extrem knapp ohne Erwähnung der zwei Gegenansichten angesprochen, wobei der Begriff der Erklärungsfahrlässigkeit nicht fällt. Genauso stiefmütterlich wird in Rn. 392 das klausurträchtige Problem der Fehleridentität bei der Anfechtung von Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft behandelt; das Stichwort „Doppelmangel" oder „Fehleridentität" findet sich nicht einmal im Sachverzeichnis.

Zumindest sollte in solchen Fällen ein Hinweis auf eine weiterführende Literaturstelle gegeben werden. Zwar finden sich vor jedem Kapitel ein bis zwei Seiten Literaturverzeichnis; das hilft aber nicht unbedingt weiter, denn wer wühlt schon 50 Titel daraufhin durch, ob etwas zu dem gerade gesuchten Problem sich darin findet. Hier wäre in technischer Hinsicht (Fußnoten!) noch einiges zu verbessern.

Insgesamt kann der „Brox" aber trotz der Kritikpunkte zum Lernen und (bedingt) auch zum Nachschlagen empfohlen werden; der Allgemeine Teil des BGB ist eben nicht gerade die einfachste Materie...

jh

Frenz/Bönning: Fälle und Lösungen zum Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht Köln, Berlin, Bonn, München 1998, Carl Heymanns Verlag, 49,- DM

Endlich mal ein Buch für alle, die die Wahlfachgruppe 7 haben und sich schon immer gefragt haben, wo man dafür Fälle herbekommt.

Ein erster Blick macht einen zunächst etwas stutzig: Das ganze ist furchtbar klein geschrieben, was das Lesen doch etwas erschwert, zudem fehlt es etwas an Absätzen (Bleiwüste). Der zweite Blick fördert dann aber ein prima Konzept zu Tage, was den Aufbau der Lösungen angeht: Bei jedem Fall sind die Schwerpunkte vorangestellt, so daß man gezielt Probleme suchen kann. Danach kommt eine kurze Lösungsgliederung und schließlich die im Durchschnitt recht gut verständliche Lösung selbst. Enttäuschend hingegen das Inhaltsverzeichnis, da aus ihm nicht hervorgeht, welchen Schwerpunkt der jeweilige Fall behandelt.

Dem Fallteil ist ein kurzer Einführungsteil vorangestellt, der sich aber im wesentlichen darauf beschränkt, den Gesetzestext wiederzugeben – ersetzt also kein Lehrbuch. Gut ist aber, daß bei den einzelnen Punkten auf den jeweils dazu passenden Fall verwiesen wird, so daß man recht gezielt arbeiten kann. Ebenfalls praktisch sind die Schemata zu den Planfeststellungsverfahren und die Hinweise auf die Schnittstellen zum BImSchG, was auch ziemlich examensrelevant ist.

Was für den Wahlfachgrüppler weiter negativ ins Gewicht fällt, ist, daß das Buch auch Teilaspekte abdeckt, die er nicht beherrschen muß, so z.B. Umweltstrafrecht oder Transportgenehmigungen für Abfälle zur Beseitigung etc. Angesichts des stolzen Preises wird man sich das dann gut überlegen. Andererseits erreicht man tatsächlich eine umfassende Abdeckung der Materie. Was ebenfalls positiv auffällt, ist die Aktualität des Buches. So gibt es z.B. einen Fall zur neuesten Rechtsprechung des BVerfG zur kommunalen Verpackungssteuer.

Fazit: Ein Buch, daß sich sicher für Umweltrechtler zur Vertiefung eignet, wenn sie schon eine gewissen Ahnung von der Materie haben. Zusammen mit Scholz/Mannssen (Jurep-/Vahlen) ist damit doch schon einiges an Fällen auf dem Markt. Für den preisbewußten Studenten ist das Buch mit 49,- DM aber wohl zu teuer. Es ist eher etwas, das man sich in der Bibliothek aus dem Regal holt. Dann ist es aber sehr lohnend.

Pe


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letzte Aktualisierung: 23. August 1999