Aktion Sorgenkind

Kürzung des Bibliothekshaushaltes

Gespart wird an allen Ecken und Enden, nicht nur in Bonn, sondern auch in München und damit leider auch bei der Finanzierung der Regensburger Universitätsbibliothek.

Die der Universität Regensburg zugewiesenen Bibliotheksmittel belaufen sich seit etwa 7 Jahren auf 4 - 4,5 Mio. DM. Während diese Mittelvergabe den Bedarf der Bibliotheken 1990 noch abzudecken vermochte, steht 1997 aufgrund der Teuerungsrate der wissenschaftlichen Literatur den konstant gebliebenen Zuweisungen ein Bedarf von 6 (!) Mio. DM gegenüber.

Während in den letzten Jahren die fehlenden Bibliotheksmittel durch Sonderzuweisungen des Ministeriums und durch Eigeninitative der Studierenden ("Gib für die Bib") aufgefangen werden konnten, sind 1997 vorerst noch keine derartigen Mittel in Sicht.

Für die Teilbibliothek Recht bedeutet dies, daß die Mittelzuweisung von 436.728,-- hinter dem Gesamtbedarf von 522.922,-- erheblich zurückbleibt. Da die zugewiesenen Mittel zudem bereits vollständig von den jährlich anfallenden Kosten für Festbestellungen (Loseblattsamm-lungen und Zeitschriften) aufgezehrt würden, hätte dies zur Folge, daß längerfristig keine Monographien mehr angeschafft werden könnten. - Ein Schicksal, das 1996 bereits die Universitätsbibliotheken von Aachen, Bremen, Darmstadt, Gießen, Marburg, Hannover, Braunschweig und Karlsruhe ereilte.

Um dem entgegenzuwirken machte der Bibliotheksausschuß der Universität Regensburg den überschuldeten Teilbibliotheken zur Auflage, daß die Kosten für Zeitschriften und Loseblattsammlungen durch Abbestellungen um 20 % zu senken seien. In Umsetzung dieses Beschlusses wurde auch an der juristischen Fakultät eine Kommission, bestehend aus der Leiterin der Bibliotheksverwaltung für die Teilbibliothek Recht, drei Professoren, einer Assistentin und zwei Vertretern der Fachschaft, zusammengerufen, um die anzustehende Kürzung der Festbestellungen um ca. 70.000,-- möglichst studentenfreundlich und unter dem geringst möglichen Verlust für die Wissenschaft vorzunehmen.

Einen Großteil der Kürzungen traf das ausländische Recht, d.h. wenig frequentierte Fachzeitschriften und ausländische Entscheidungssammlungen, insbesondere solche aus dem anglo-amerikanischen Raum. Abbestellt wurden daneben vor allem Mehrfachexemplare, die in der Bibliothek Recht, in der Bibliothek Wirtschaft oder in den Handapparaten der Lehrstühle mehrfach vorhanden waren.

Nicht betroffen von den Einsparungen ist dagegen die Studienliteratur; insbesondere die Rechtsgebiete Völkerrecht und Europarecht sind von den Abbestellungen im Bereich des ausländischen Rechts nicht berührt.

Die durch diese Abbestellungen gewonnenen Einsparungen belaufen sich vorläufig auf 55.000,--, die ihrerseits nun zur Anschaffung von Monographien zur Verfügung stehen.

Diese "Selbstdisziplinierung" der Universität verhindert zwar, daß den Bibliotheken jeglicher Handlungsspielraum bei der Bücherbeschaffung genommen wird. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß damit der wissenschaftliche Bedarf keineswegs auch nur ausreichend gedeckt ist. Dazu kommt, daß im Bereich der CD-ROM-Artikel und der Online-Datenbanken (u.a. Juris) Mittel zur Anschlußfinanzierung dringend erforderlich sind.

Gänzlich aussichtslos ist die Lage allerdings nicht. Der Rektor der Universität hat sich diesbezüglich schriftlich an den zuständigen Ministerialdirigenden mit der Bitte um Aufbesserung der zugewiesenen Mittel gewandt. Bleibt nur noch zu hoffen, daß diese Bitte im "bayerischen Himmel" auch erhört wird.

F.N.


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letzte Aktualisierung: 14. August 1997